Das Schweigen der Kirchen zum Klimawandel

Warum wehrt sich die Kirche als Institution nicht entschlossener gegen Kohle, Erdöl, Erdgas und Atom?



z.B. Immerath: Nicht nur dieses Dorf und seine Kirche wurden der Braunkohle geopfert

Immerather Dom ohne Glocken St.Lambertus in Immerath nach Entnahme der Glocken, vorbereitet für den Abriss durch den Braunkohle-Konzern RWE, denn unter dem Dorf und der Kirche lagert(e) Braunkohle CaS2000, Immerath St Lambertus Sept 2014, CC BY-SA 3.0 DE


Immerather Dom Zerstörung Abriss des linken Turms durch den Braunkohle-Konzern RWE © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
2018-01-09-Abriss St. Lambertus (Immerath)-6295, CC BY-SA 4.0

Kirchen, Dörfer und Heimat werden "verheizt". Schlimmer noch: Das Klima wird ruiniert!

RWE Weisweiler Abgaswolke
RWE-Braunkohlekraftwerk Weisweiler Abgaswolke 18.01.2019   Foto: Eberhard Waffenschmidt
RWE-Kraftwerk Weisweiler WvF Foto
RWE-Braunkohlekraftwerk Weisweiler 19.10.2021  Foto: Wolf von Fabeck
Kirche ohne Solaranlage in Langerwehe mit Braunkohlekraftwerk im Hintergrund
Kirche ohne Solaranlage (Langerwehe) vor dem RWE-Braunkohlekraftwerk WeisweilerFoto: Wolf von Fabeck, 07.12.2021

Kraftwerke hinter dem Horizont WvF Foto
Weitere Kohlekraftwerke am Horizont 26.10.2021   Foto: Wolf von Fabeck

Kohlekraftwerke sind weltweit in Betrieb. Obwohl die Erderwärmung und die Extremwetterereignisse immer beängstigender zunehmen, bietet die Bundesregierung kaum Anreize zum Bau von alternativen CO2-freien Stromerzeugern, z.B. Solaranlagen, durch Privatpersonen oder Organisationen, die nicht mit den Energiekonzernen verknüpft sind. Die Kirchen zeigen nur geringes Interesse an diesem Thema.


Die Klimawissenschaft warnt immer dringender, dass ein Übermaß an CO2 in der Atmosphäre die Erderhitzung verursacht. Und nicht nur Kohle und Braunkohle, auch Erdgas u. Erdöl emittieren ständig weiteres CO2.
Das Umweltbundesamt bestätigt schließlich, dass sogar Atomenergie ebenfalls CO2 emittiert!


Was haben die Kirchen damit zu tun?

Schon die Schöpfungsgeschichte warnt

"Und GOTT, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bauete und bewahrete"

(Genesis 2,15)
Bereits im alten Testament finden wir die Mahnung, die Schöpfung nur so zu nutzen, dass wir sie nicht ruinieren sondern sie bewahren.  Es ist an der Zeit, dass die Kirchen, die den Menschen für ihr Verhalten im täglichen Leben die ethischen Grundlagen nahe bringen wollen, dies nun endlich auch bei der wichtigsten Frage des Wirtschaftslebens tun, nämlich bei der öffentlich vehement diskutierten Frage, woher Wirtschaft und Zivilgesellschaft die notwendige elektrische Energie nehmen sollen. Die Kirchen verlieren zunehmend das Vertrauen besonders der jungen Generation, wenn sie in der Klimakrise so unentschlossen reagieren wie bisher.
Die Mahnungen von Papst Franziskus in seiner Encyklika Laudato Si' 2015 und später, sowie einiger protestantischer Geistlicher, gehören leider eher zu den Ausnahmen.

Wenn Wetterextreme immer mehr Todesopfer fordern und ganze Regionen unbewohnbar machen, genügen Trauergottesdienste alleine nicht mehr. Hier gilt es zusätzlich, bei jeder sich bietenden Gelegenheit unüberhörbar Alarm zu schlagen und über die Ursachen der Katastrophe zu informieren.
Das bisherige Schweigen der Geistlichkeit in den außerkirchlichen Foren und Medien wird sonst allzuleicht als schweigende Zustimmung zu der gegenwärtigen (2021) selbstmörderischen staatlichen Energiepolitik gedeutet.
Was also sollen die Kirchen in dieser Angelegenheit unternehmen?
Eine der vielen vernachlässigten Klimaschutz-Aufgaben ist es, die Energieversorgung aus Kohle, Erdöl, Erdgas und Atom so rasch wie möglich durch Strom aus Sonne und Wind zu ersetzen. Bei Erfüllung dieser Aufgabe könnten die Kirchen durch ihr anschauliches Vorbild mithelfen - durch eine Solaranlage auf dem Gotteshaus.

Im Laufe der Jahrhunderte haben die Kirchen leicht verständliche bauliche Symbole zum Glaubensleben entwickelt, wie den nach oben weisenden Turm, das Ewige Licht, wie das Kreuz, wie Altar, Taufstein, Kanzel, Chorgestühl und Kirchenglocken!
Solaranlagen stellen insofern keinen Bruch mit der Kirchenbau-Tradition dar, sondern ihre Weiterentwicklung. Sie demonstrieren die Notwendigkeit und die Möglichkeit zur Verwendung einer modernen klimafreundlichen Technik der Energieversorgung. Auf dem Kirchendach mahnen sie, dass die Menschheit zur aktiven Bewahrung der Schöpfung aufgerufen ist. So könnten die Kirchen mit der notwendigen Eindringlichkeit auch der kirchenfremden Mitwelt ihr Engagement zeigen.

Eine Solaranlage auf dem Gotteshaus ist ein unübersehbarer Protest gegen eine klimazerstörende Energiepolitik und wird sogar von kirchenfernen Menschen so verstanden.

    

Positive Beispiele



Pfingstkirche WvF

Foto 13.10.2021: Wolf von Fabeck
Erste PV-Anlage auf einer deutschen Kirche, Duisburg-Essenb. Kaiserstraße 8. Ende der 1980er Jahre initiiert durch Pfr. Hermann Wennmann. Heute Trägerschaft "Pfingstkirche"

Damals waren die Solarmodule noch arg teuer. Man hat deshalb nur den Teil des Daches genutzt, der am Nachmittag nicht durch den Turm beschattet wurde. Heutzutage sind die Solarmodule preisgünstiger und leistungsfähiger, so dass man auch das ganze Dach nutzen könnte. Entscheidend war jedoch, dass man damals überhaupt angefangen hat.



Solarkirche Pannesheide von Ebi
St.Barbara in Pannesheide, Herzogenrath  Foto: Eberhard Waffenschmidt
Man sieht auf dem Kirchendach den Schatten, den der Turm am Nachmittag wirft.

ev. Kirche Lauterbach

Rauenstein, Lauterbach, evangelische Kirche, CC BY-SA 3.0



Johanniterkirche Mirow
Johanniterkirche in Mirow Niteshift, Mirow Kirche 2010-04-07 048, CC BY-SA 3.0

Bugenhagenkirche Greifswald Wieck von Asa Helander
Bugenhagen-Kirche Greifswald-Wieck    Foto: Åsa Helander Die gesamte Dachfläche wird genutzt - Moderne PV-Anlagen können auch beschattete Flächen nutzen.



Lässt die Kirche sich vom Denkmalschutz die Gestaltung ihrer Gotteshäuser vorschreiben?

Mester Denkmalschutz
   Karikatur von Gerhard Mester




Verfasser dieses Beitrags:
Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck
Ehrenvorsitzender
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)
Haus der evangelischen Kirche
Frère-Roger-Str. 8 - 10 52062 Aachen
Tel 0391-59765870 AB
fabeck@klima-for-future.de